Wetter * Wechsel

2022





Info

Die Phase der kalligrafischen Bilder, angeregt von fremdländischen Schriften, änderte sich. Sie verloren immer mehr ihren Deutungsbezug und gewannen dabei an Eigenart.  

Schließlich zog ich mit Reisigbündeln, die getunkt waren in Tusche, Gesten über Papier. Das sah so aus, als hätten imaginäre Tänzer Spuren auf dem Tanzboden hinterlassen.

Einige quadratische Ausschnitte dieser Grafiken, wurden durch Foliendruck vergrößert und vervielfältigt.

Diesen Folien standen verschieden bearbeitete Farbflächen gegenüber, auf der Suche nach neuer Zugehörigkeit.

 

Was entscheidet darüber, welche Folie über der jeweiligen Farbfläche platziert und fixiert wird? Hilfen sind meist die Assoziationen, die wir damit verknüpfen. Es gibt viele Möglichkeiten, z. B.:

  • Nenne ich die Bilderreihe „Wetterwechsel“, dann entdecke ich in der Farbfläche das stimmungsgebende Wetter und in der Folie die zugeordnete Umgebung.
  • Nenne ich die Bilderreihe „Theaterspiel “, dann wird die farbige Fläche zur Bühne und die Folie gestaltet die Szene.
  • Wechselt die Farbe, ändert sich der emotionale Eindruck.
  • Wechselt die Grafik, ist die Situation eine andere.

Bei dem Zusammenspiel von Folie und Farbfläche entsteht ein Wechsel, eine Steigerung oder Beruhigung des Eindrucks. Umordnung

 

In meinem Fundus lagerten alte Zeichnungen aus Tusche, Tinte und Beize, sie waren hergestellt mit den Werkzeugen: Feder, Pinsel, Cola-Pen, Stöcken u.a. und warteten auf Einfügung in eine neue Ordnung: Ich zerschnitt sie in kleine Quadrate, fand Freude an den Einzelstücken, und setzte sie wie in einem Puzzlespiel neu zusammen. Es dauerte lange, bis ich zufrieden war. Denn wenn ein Teil des neuen Bildes nicht zu den anderen Teilen passte, an der falschen Stelle war, gab es eine Unruhe, dann musste ich das Bild verwerfen. Erst wenn jedes Teil seinen Platz in der neuen Ordnung gefunden hatte, entstand trotz möglicher Spannung ein Gefühl der Stimmigkeit, das Ruhe und Kraft verleiht.

 

Das Zerstören und wieder Wiederaufbauen findet immer und überall auf der Welt statt, und es scheint, als würde beides in unserer Gegenwart besonders oft geschehen. Wir schauen derzeit meist auf das, was zerstört wird. Aber es verschwindet nicht nur Gewohntes und Bedeutendes, sondern auch das, was seinen Wert verloren hat. Daraus entsteht Neues, das uns hoffen lässt. 

 

Ein Bild in der Kunst steht selbstbewusst in Unabhängigkeit von inhaltlicher Deutung.

Kunst  ist Linie, Fläche, Farbe - und sonst nichts. Man muss nicht  verstehen, aber - wenn möglich - gern hinschauen.